2/08/2007

Übergeschnappt

"Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In einer Diktatur würde so etwas nicht passieren."
Gesagt hat das Horst Teltschik in einem Radio-Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Teltschik ist Organisator der alljährlich in München stattfindenden NATO-Sicherheitskonferenz, deren 2007-Auflage an diesem Wochenende stattfindet. Dort treffen sich "Verteidigungs"-Minister aus aller Welt mit Waffenschiebern, Verzeihung Waffenproduzenten, um sich darüber auszutauschen wo in Zukunft die großen Massenmorde geschehen, Verzeihung Absatzmärkte geschaffen, werden. Genaueres in diesem gut lesbaren Aufruf der Münchner Antifa.
Wes Geistes Kinder dort zusammensitzen, dürfte also klar sein. Wenn nun der langjährige Organisator dieser Veranstaltung mal deutlich ausspricht, was vermutlich die Mehrzahl der dort tafelnden und schwafelnden über Demokratie denkt, ist das eine gute Sache. So viel Ehrlichkeit ist selten in diesen Kreisen (wie z.B. an der Bezeichnung "Sicherheits"-Konferenz ablesbar ist). Demokratie wird von solchen Typen immer dann gelobt, wenn sie die Menschen dazu bringt, den Kurs ihrer Regierungen aus Dankbarkeit für ein bisschen bürgerliche Freiheit zu unterstützen. Dagegen empfinden sie Demokratie nur als störend, wenn sie den Menschen die Freiheit gibt, sich dem Kurs ihrer Regierungen massiv zu verweigern, sogar offensiv gegen einen falschen Kurs vorzugehen. So, wie es jetzt bei der Sicherheitskonferenz passiert.
Beweis: Wie jedes Jahr wurden die Vorbereitungen der SIKO-Gegner wieder aufs Undemokratischste von der Polizei behindert (Das wird jedes Jahr schlimmer und im Juni bei der G8-Konferenz an der Ostsee wird es wieder so sein).
Der Kohl-Spezi und Diktatur-Fan Horst Teltschik ist bestimmt arg stolz auf seine Staatsschützer. Aber was für ein Staat ist das eigentlich, der so einem eine große Bühne bietet und Kriegsgegner knüppelt und kriminalisiert?
Es ist die Tragik kapitalistischer Demokratien, dass sie Menschen in entscheidende Positionen bringen, die sie vor der berechtigten Wut der Vernünftigen durch die Polizei schützen lassen müssen.